• Vor dem „Schrebergarten“ gab es die sogenannten „Armengärten“. Durch die fortschreitende Industrialisierung und der immer mehr zunehmenden Verarmung der Bevölkerung verschlechterten sich Lebensbedingungen, Ernährung und Gesundheit der Menschen rapide, was die Armendirektion auf den Plan rief. Wohltätigkeitsorganisationen begannen daraufhin arme Familien für eine sehr geringe Pacht mit einem bis zu 400 Quadratmeter großen Stück Land in Stadtnähe auszustatten, um dort Obst und Gemüse anzubauen. 1826 existierten solche Gärten bereits in 19 Städten in Deutschland. Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in vielen Städten Armengärten und insbesondere in Berlin die Laubenkolonien des Roten Kreuzes („Rotkreuzgärten“) und der Arbeiterbewegung („Arbeitergärten“) sowie die Gärten der Bahnlandwirtschaft („Eisenbahnergärten“).
  • Kleingärten, auch Schrebergärten genannt, finden ihren Ursprung in den „Armengärten". Sie wurden zwar nach den Arzt Moritz Schreber benannt, dieser hatte jedoch nicht die Idee des Gärtnerns, sondern er gründete im Jahr 1870 den „Spiel- und Turnplatz unter freiem Himmel“ . Schreber wollte den neuen Menschen an Leib und Seele gesund, tugendhaft, sauber und strebsam machen. Diesem Gedanken verpflichtet, war sich Schreber sicher, den Menschen durch Erziehung formen zu können. (Bedauerlicherweise gibt es auch heute noch Zeitgenossen, die daran glauben und so andere in's Unglück stürzen.). Doch musste er bereits zu Lebzeiten sein Projekt durch Erfahrungen und fehlgeschlagene Versuche in der eigenen Familie für gescheitert erklären. Mit Gärtnern hatte Schreber eigentlich nichts zu tun.
  • Es war Schrebers Mitstreiter, der Schuldirektor Ernst Innozenz Hauschild, auf dessen Initiative der ersteSchreberverein zurückgeht. Eigentlich ein Schulverein, der in Zusammenarbeit mit den Eltern seiner Schüler entstanden ist, wollte man ihn aber weder Schul- noch Erziehungsverein taufen und so benannte man ihn zu Ehren des verstorbenen Schreber. Im Jahre 1865 feierte man die Einweihung des ersten „Schreberplatzes“ am Johannapark in Leipzig, einer Spielwiese, auf der Kinder von Fabrikarbeitern unter Betreuung eines Pädagogen spielen und turnen konnten. Bis hierhin hat der Schreberplatz auch noch nichts mit Gärten zu tun.
  •  Erst ein Lehrer namens Heinrich Karl Gesell war es, der an diesem Platz Gärten anlegte. Zunächst als weitere Beschäftigungsmöglichkeit für die Kinder gedacht, entwickelten sich die Gärten rasch zu Refugien der Eltern bzw. der ganzen Familie. Aus den „Kinderbeeten“ am Rand des Schreberplatzes wurden „Familienbeete“, die man später parzellierte und umzäunte. Ab jetzt nannte man sie „Schrebergärten“.
  • Bald gingen diese Gärtchen in die Obhut der Eltern über und 1869, als die Initiative bereits rund 100 Parzellen umfasste, gab sie sich eine Vereinssatzung. Geräteschuppen, Gartenlauben und Zäune wurden errichtet, und 1891 waren bereits 14 weitere Schrebervereine in Leipzig gegründet worden. Die historische Kleingartenanlage „Dr. Schreber“ steht heute unter Denkmalschutz und beherbergt seit 1996 das Deutsche Kleingärtnermuseum.
  • Schrebergärten nehmen inzwischen in Deutschland die beeindruckende Gesamtfläche von über 460 qkm (über 46.000 Hektar) ein. Das sind mehr als 1 Million Kleingärten in Deutschland, mehr als 68.000 in Berlin. Zum Vergleich: Berlin ist 900 Quadratkilometer groß, das Saarland ist 569 Quadratkilometer groß.
  • Sport, Kultur und Kunst sind seit je her Bestandteil von Schrebergärten. Die Heimaterde e.V. sollte mal was machen. Melde Dich bitte beim Vorstand, wenn Du eine Idee hast.