Den Klimawandel stellt wohl niemand mehr in Frage. Wir Kleingärtner müssen unsere Gärten “klimafest” machen. Im “Gartenfreund” wurde in den letzten Jahren ausführlich über dieses Thema berichtet.

Das heißt, wir müssen umdenken und die Gärten den neuen Klimaherausforderungen anpassen. Starkregenfälle und längere Hitze- und Trockenphasen werden zunehmen. KLIMAGARTEN ist das neue Wort und im Nachfolgenden sehen Sie, was genau da von uns allen erwartet wird (von der Stadt Berlin, vom Bezirksverband, von den Klima- und Umweltforschern und natürlich von jedem von uns selbst). Dabei ist jede Kleingartenanlage in Berlin ist gemeint und jede muß seinen Gartenfreunden den KLIMAGARTEN nahe bringen:

 

Wie wirkt sich der Klimawandel auf unsere Kleingärten aus?

  • Zunehmende Starkniederschläge
  • Häufiger werdende Hitzewellen/Trockenperioden
  • Nährstoffe werden aus den Böden gewaschen
  • Böden erodieren
  • Grund -und Oberflächenwasser wird somit belastet
  • Überschwemmungen führen zu Ernteverlusten
  • Extreme entstehen: Zu niedrige oder zu hohe Bodenfeuchtigkeitssituationen
  • Dauerhafter Wasser-Unterversorgung belastet die meisten Pflanzen und verschlechtert die Ernte- und Blüherträge
  • Regenwasser steht nicht mehr ausreichend zur Verfügung, sodaß Wasserkosten steigen und Investitionen notwendig werden, die eine effiziente Wasserversorgung im Garten ermö
  • Käfer, Insekten, Bienen, Hummeln etc. finden zu wenig Nahrung in der Natur, da Blüher vertrocknen (,so daß gerade in unseren Gärten Nahrungsquellen für sie geschaffen und erhalten werden müssen)
  • Längere Vegetationsperioden können ein Vorteil sein, auch zunehmend veränderte Pflanzenwelt in der Region ( es wächst bei uns, was noch vor einigen Jahren sich hier nicht gediehen wä
  • Zunahme/ Veränderung der Schädlingsarten ist mö

 

Was ist klimabewusstes gärtnern? Was kann ich in meinem Kleingarten tun?

Klimabewusstes gärtnern heisst in erster Linie:

  1. Viel, viel, viel GRÜNVOLUMEN pro Quadratmeter Erde PLUS
  2. RESSOURCENMANAGEMENT für Boden, Wasser, Strom, Zeit

Im Groben geht es um “Naturnahes Gärtnern”. Das ist heute wichtiger denn je! Viele unter uns tun dies schon seit Jahren, bewußt oder unbewußt. Nicht die schicke Rasenfläche ist klima-effizient, sondern Büsche, Sträucher, Blühflächen, Obstbäume, wenig Freiflächen, Teich, Biotop, etc…viel Volumen je qm Fläche.

Wir müssen wieder “Wildheit” auf der Parzelle zulassen. Sie war jahrzehntelang für die Laubenpieper nicht “schön”. Des Menschen Drang nach Perfektion und super Ordentlichkeit spiegelt sich auch in den Gärten wieder. Davon müssen wir wegkommen. Wir müssen im Garten auch Unordnung zulassen, denn sie ist ja beherrschbar und am Ende ist sie gar nicht unordentlich. Naturgärten sind wunderschön!

In unseren Zeiten des Klimawandels sind die Aspekte des naturnahen Gärtnerns deshalb wichtiger als jemals, da jeder Kleingarten auch zu angenehmeren Stadttemperaturen und zum besseren Regenwasser-Management der Stadt beiträgt. Die großen Grünanlagen bilden eine Kühlungsschneise in der Stadt und nehmen der City etwas von der Hitze im Sommer. Das ist wissenschaftlich nachgewiesen.

50% des Landes Deutschland ist reserviert für die Landwirtschaft. Für die industrielle Landwirtschaft, in der die Natur keine Chance hat, sich zu regenerieren. Das ist momentan

leider Fakt. Dort hat die Natur und damit der Mensch bereits verloren, deshalb sollten wir hier in den Kleingartenanlagen schnellstens zurückkehren zur Natur und den Klimagarten Schritt für Schritt anfangen - endlich!

 

Kriterien für einen Klimagarten im Überblick

  1. Folgende Kriterien müssen ALLE erfüllt werden: Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, chemisch - synthetische Dünger, Torf
  1. Von folgenden Naturgartenelementen müssen mindestens 5 Punkte erreicht werden: Wildsträucher, Wiese, Zulassen von Wildwuchs, naturbelassene Ecke, Sonderstandorte (feucht/ trocken), Laubbäume, Blumen und blühende Stauden
  1. Bei der Gartenbewirtschaftung und im Nutzgarten müssen 5 der folgende Punkte erreicht werden: Komposthaufen, Nützlingsunterkünfte, Regenwassernutzung, umweltfreundliche Materialwahl, Molchen, Gemüsebeet, Kräutergarten, Obstgarten, Beerensträucher, Mischkultur/Fruchtfolge/Gründünger.

 

Wie genau erreiche ich einen Klimagarten?

Durch Naturnahes Gärtnern und mit nachfolgenden Maßnahmen, kann jeder von uns den Klimagarten erschaffen: (Achtung! Das Bundeskleingartengesetz und damit die kleingärtnerische Nutzung der Gärten bleiben dennoch Pflicht!)

  • Bodenflächen sollten niemals unbedeckt bleiben, in keiner Jahreszeit! Sie müssen zu jeder Zeit des Jahres geschützt werden.
  • Mulchen offener Flächen (z.B. mit Heu, Stroh, Grasschnitt )
  • Ganzjährige Bodenabdeckung aller Flächen ( Bepflanzung oder Mulchen)
  • Gründüngung nach der Ernte
  • Effiziente Bewässerung
    • 1-2 Mal pro Woche intensiv bewässern ( bis 25l pro qm), statt täglich geringe Mengen, am besten früh morgens; Tröpfchenbewässerung (legen Sie intelligente Bewässerungssysteme so weit es geht); Auffangen und Nutzen von möglichst viel Regenwasser (Regentonnen,Auffangbecken);
    • Förderung von Bienen, Insekten, Käfern, Igeln, Vögel etc. ; Schaffen Sie Übewinterungsplätze und gärtnern Sie mit Blütenvielfalt bis in den Herbst hinein. Wir brauchen unsere kleinen Mitbewohner!
  • Verwenden Sie keine Pestizide - Niemals! Das stresst die Tier - und Pflanzenwelt noch zusätzlich zu allen Verä Das ist kontraproduktiv zum NATURNAHEN Gärtnern. Auch auf den Wegen vor Ihren Gärten keine Unkrautvernichter verwenden.
  • Verwendung von:

- Hitze- und trockenheitstoleranten Kulturen
- Frühreifer Kulturen ( reif vor der Sommertrockenheit)
- Tef-wurzelnder Kulturen ( z.B. auch Gräser)

  • standortgerechten Arten ( z.B. lieber Schattengewächse pflanzen anstatt den Baum/Busch wegzumachen)
  • Schaffen Sie sich Schattenplätze im Garten ( z.B. durch Obstbäume und grüne Palisaden). Das ist gut für den Menschen, für unseren Geldbeutel (Obst und Gemüse werden zunehmend teurer werden, wir merken das bereits!) und für die Kleintier- und Vogelvielfalt.
  • Keine Bäume oder Sträucher sinnlos fä Wir müssen jeden Baum erhalten, auch wenn im Herbst das Laub hohen Arbeitsaufwand an jeden Gärtner stellt. Sie sind wichtiger denn je!
  • Feuchtbiotope anlegen in KGAs oder im Garten; vorhandene Biotope erhalten
  • Die Parzellenflächen nicht versiegeln mit Beton etc., wenn überhaupt, sind maximal 6% der Gesamtparzelle laut Kleingartengesetz erlaubt (ohne Berücksichtigung der Laubengröße)
  • Statt Versiegelung Verwendung von wasserdurchlässigen Belägen bei Wegen und sonstigen befestigten Flächen auf der Parzelle und in der gesamten Gartenanlage; Begrünung unserer Wege durch Rasen ist sinnvoll und sieht gut aus
  • Betreiben von Garten-Solaranlagen, wie erlaubt
  • Verwenden Sie KEINE torfhaltigen Blumenerden! Der Torfabbau ist kontraproduktiv für die Erhaltung der Artenvielfalt. Und es speichert Unmengen CO2 aus der Lufte. Torfmoore gehen sonst immer weiter verloren, doch sie müssen für die Natur und gegen den Klimawandel erhalten bleiben.
  • Vermeiden Sie Lichtverschmutzung - die Insekten werden orientierungslos und finden ihre Nester nicht, verwechseln die Lichter im Garten mit den Sternen, sterben daran (siehe auch Rubrik “Wissenswertes”). 

 

Von der Parzelle zum Klimagarten

Was Sie auf jeden Fall (weiterhin) bei der Bewirtschaftung Ihres Gartens beachten sollten:

  • Pflanzen richtig auswählen
  • Berücksichtigen Sie die spezifischen Standortbedingungen;
  • Greifen Sie auf möglichst hitze- und trockenheitstolerante Arten zurück;
  • Nutzen Sie heimisches Saat- und Pflanzgut (als Nahrungsgrundlage für Nützlinge);
  • Fördern Sie die Artenvielfalt! Boden schützen und pflegen
  • Achten Sie auf Nährstoffkreisläufe und kompostieren Sie organisches Material;
  • Halten Sie den Boden ganzjährig bedeckt (z.B. durch Mulchen, Gründüngung);
  • Verzichten Sie auf tiefes Umgraben, lockern Sie den Boden stattdessen oberflächlich;
  • Verzichten Sie möglichst auf Mineraldünger;
  • Verzichten Sie unbedingt auf torfhaltige Blumenerden (Klimaschutz)! Wasser sparen
  • Bewässern Sie bedarfsgerecht (je nach Boden, Witterung und Pflanzen);
  • Bewässern Sie möglichst früh morgens, aber auf jeden Fall ohne Sonnenbestrahlung;
  • Sammeln und nutzen Sie Regenwasser! Pflanzengesundheit fördern
  • Nutzen Sie standortgerechtes Pflanz- und Saatgut;
  • Fördern Sie Nützlinge;
  • Entfernen Sie kranke Pflanzenteile und sorgen Sie für eine gute Durchlüftung der Pflanzenbestände (gegen Pilzbefall);
  • Vermeiden Sie möglichst chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel! Von der Anlage zur Klimaoase

 

Trockenmauern / Natursteinmauern

Trockenmauern, oft auch Natursteinmauern genannt, sind pflegeleicht und fördern die Artenvielfalt. Insekten und Amphibien lieben Trockenmauern. Zwischen den Steinen finden sie ein herrliches Rückzugsgebiet, das in angelegten Gärten sonst nur noch selten zu finden ist. Damit die Trockenmauern auch hübsch aussehen, kann man sie bepflanzen – mit den richtigen Kräutern und Gewächsen:

Frühlingsfingerkraut, Mauerpfeffer, Zypressen-Wolfsmilch, Natternkopf, Weißer Mauerpfeffer, Kleines Habichtskraut, Gewöhnliche Grasnelke, Glockenblume, Teppich- oder Polster-Phlox, Zimbelkraut, Lavendel.

 

Wie macht man den Boden wassereffizient?:

  • Je mehr offene Erde zu sehen ist, desto mehr geht über Verdunstung verloren. Es lohnt also der Einsatz von Bodendecker – der beugt zusätzlich Unkraut vor.
  • Regenwasser muss versickern können, deshalb sollten weniger Flächen undurchlässig versiegelt werden.
  • Mulch, Holzhäcksel, Kompost, Humus, Stallmist, Hornmehl oder Grasschnitt halten die Feuchtigkeit länger in der Erde. So wird die Erwärmung und Verdunstung durch direkte Sonneneinstrahlung um bis zu 75 Prozent gemindert.
  • Auflockern rettet verbrannten Rasen: Damit das Wasser zu den belasteten Wurzeln vordringen kann, können mit Hilfe einer sogenannten Grabgabel (ein großer Spaten mit drei Zinken) kleine Löcher gebohrt werden, in die das Wasser laufen kann.
  • Pflanzen sollten direkt am Übergang zum Boden gegossen werden – nicht auf die Blätter. So kann das Wasser am besten ins Erdbereich eindringen.

 

Planzen, die wenig Wasser brauchen:

Hartlaubgewächse, Oleander, Zitrusgewächse, Dickblattgewächse oder Sukkulenten:

  • Goldgarbe (Achillea filipendulina)
  • Seidenhaar-Königskerze (Verbascum bombyciferum)
  • Purpur-Fetthenne (Sedum telephium)
  • Prachtkerze (Gaura lindheimeri)
  • Rote Witwenblume (Knautia macedonica)
  • Großer Ehrenpreis (Veronica teucrium)
  • Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca)
  • Blaue Stauden-Lein (Linum perenne)
  • Steinquendel (Calamintha)
  • Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias)
  • Kaukasus-Storchschnabel (Geranium renardii)
  • Flausch-Federgras (Stipa pennata)
  • Blaues Schillergras (Koeleria glauca)
  • Carex- oder Festuca-Arten
  • Thymian
  • Lavendel
  • Ginster (Genista)
  • Sommerflieder (Buddleja)
  • Liguster (Ligustrum vulgare)
  • Ahorn (Acer), insbesondere Feldahorn (Acer campestre)
  • Tamariske (Tamarix)
  • Ölweide (Elaeagnus)
  • Hasel (Corylus)
  • Holunder (Sambucus)
  • Schlehe (Prunus spinosa)
  • Sanddorn (Hippophae rhamnoides)
  • Schmetterlingsflieder (Buddleja alternifolia ‘Unique’)
  • rotblühender Holunder
  • Liguster mit zweifarbigem Laub
  • dreifarbige Sommerflieder (Buddleja davidii ‘Papillion Tricolor’)